Reflexionen

Historisches Rathaus der Lutherstadt Wittenberg, Nordseite
Lichtkunst: ca. 20 x 6 Meter
Auftraggeber: Lutherstadt Wittenberg
Wettbewerb: Ausführung 2002

Lutherstadt Wittenberg: Historisches Rathaus: &quotReflexionen&quot: Der natürliche Bachlauf, das fließende Wasser, spaltet das Licht in seine Spektralfarben.

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Lucas Cranach der Ältere: &quotDie Zehn Gebote&quot, 1516

Lutherstadt Wittenberg: Marktplatz und Historisches Rathaus; Südseite

Lutherstadt Wittenberg: Historisches Rathaus; Nordseite und Stadtbach; tagsüber

Lutherstadt Wittenberg: Historisches Rathaus; Nordseite und Stadtbach; Nachtansicht

Lageplan: Rathaus, Bach, Freitreppe und Verwahrraum

Lutherstadt Wittenberg: Historisches Rathaus; Westseite und Stadtbach

Lutherstadt Wittenberg: Stadtbach

 &quotReflexionen&quot: Ausschnitt: Die leichte Bewegung innerhalb des Bogens entsteht durch die Wellen auf der Oberfläche des Wittenberger Stadtbaches

 &quotReflexionen&quot: Ausschnitt: Die leichte Bewegung innerhalb des Bogens entsteht durch die Wellen auf der Oberfläche des Wittenberger Stadtbaches

 &quotReflexionen&quot: Ausschnitt: Die leichte Bewegung innerhalb des Bogens entsteht durch die Wellen auf der Oberfläche des Wittenberger Stadtbaches

 &quotReflexionen&quot: Ausschnitt: Die leichte Bewegung innerhalb des Bogens entsteht durch die Wellen auf der Oberfläche des Wittenberger Stadtbaches

Der natürliche Bachlauf, das fließende Wasser, spaltet das Licht in seine Spektralfarben.

Alle seine Verunreinigungen, Schwebeteilchen, Wellenbewegungen an der Oberfläche werden Bestandteil der Projektion.

Es entstehen leichte flüchtige Linien, die sich in den Spektralfarben von links nach rechts über das Gebäude schreiben, dem Fluss des Bachlaufes folgend.

Um den Zustand der Gewässer oder auch der Umwelt richtig einschätzen zu können, brauchen wir zu aller erst verlässliche und unverfälschte Daten die öffentlich, und auch für alle zugänglich sind. Ohne diese Informationen verliert eine Gesellschaft die Fähigkeit fundiert zu Urteilen und mit komplexen Problemen, wie dem Klimawandel, erfolgreich umzugehen.

Die Projektion bildet die Form eines Regenbogens.
Sie nimmt damit weiterhin Bezug auf ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, dem Maler der Reformation in Wittenberg. In der Gerichtsstube des Rathauses hing zurzeit Martin Luthers das Gemälde Cranachs „Die Zehn Gebote“ aus dem Jahr 1516. Die zehn Felder seiner Tafel sind von einem Regenbogen überspannt. Eine notwendige Verdolmetschung Reformatorischer Erkenntnisse ins Bild gerufen. Aus Martin Luthers Was-ist-
Das wurde bei Lucas Cranach ein Das-ist-ES. Die Welt wie sie ist, nicht wie sie war oder sein soll, welche im Selbstreflexionsprozess potentiell spirituelle Erfahrungen ermöglicht.

Die Idee: Hinter dem historischen Rathaus der Lutherstadt Wittenberg fließen parallel zueinander zwei Bäche. Der Rischebach, der als Brauchwasser diente, wird im Rahmen der Sanierungsarbeiten geöffnet, ist über eine Treppe begehbar und in seiner neuen Qualität erlebbar. Das Röhrwasser, das parallel zu dem Bach in Holzröhren floss und als Trinkwasser diente, wird in den Stadtraum projiziert. Dabei ist das Wasser das Prisma.

Die Präsenz des Wassers – Sinnbild für Zeit und Geschichte
An der Vorderseite des Wittenberger Rathauses stehen die Bildnisse der großen Reformatoren. Das ist der Ort, an dem Geschichte fest geschrieben ist. Die Rückseite des Rathauses ist der eher unspektakuläre, verborgene Ort, der den Sensationen abgewandt ist. Er ist auch schattig und deshalb besonders für eine Lichtprojektion geeignet.

Die Geschichte ist über diesen Ort gestrichen, die Wogen der Reformationszeit haben sich gelegt.
Das Anlegen, Nutzen und Verschließen der Wittenberger Stadtbäche ist jeweils eine Episode der Zeit. Mit dem Öffnen der Gräben tritt heute zu Tage, was lange Zeit im Verborgenen floss. Es entstand der Gedanke, den Bach als Sinnbild für den Fluss von Zeit und Geschichte an die Rückwand des Renaissancehauses zu spiegeln.

Die Projektion zeigt das Wasser im jetzigen, aktuellen Zustand. Sie ist ein analoges Abbild der aktuellen Wasserqualität an der Rückseite des Historischen Rathauses. Man sieht Wellenfronten und deren Ausbreitungen, Brechungen, Überlagerungen und Interferenzen, die Spektralfarben des Lichtes, Bewegung als gerichtete Bewegung, Variationen im Zufälligen, auch im Chaotischen. Die Bewegung macht das Wasser des Baches zum Fluss. Ein bewegtes Bild auf stehendem Gebäude, ein modernes Fresko.

Die Projektion zeigt die reine Information.
Das Ereignis ist direkt im Bild. Die Arbeit, die Wasser verrichten kann, ist nur als potentielle Größe ablesbar (Bewegung), sie wird nicht zum Antreiben von Maschinen genutzt. Der Charakter der Arbeit hat sich geändert, es ist nicht mehr notwendig, hier die Amtsmühle mit dem Rischebach zu betreiben. Die Bedeutung verschiebt sich zum Sammeln und zum Austausch von Informationen und deren sinnvoller, überlegter, mit ständig neuem Wissen angereicherter Anwendung.
Es ist eine ablesbare Tatsache, dass sich die Wasserqualität an diesem Ort verbessert hat (oder sie zeigt den aktuellen Stand). Die Bedeutung des Wassers hat sich zu anderen Qualitäten und Eigenschaften des Wassers hin verschoben, wie Kühle, Nässe, das fließende Element mit seinen Erscheinungsformen, der Ort der Entspannung, Erholung, Reflexion, Quell für Lebensfreude.
(unter Verwendung eines Textes von Heike Brückner, Dessau)

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