Katheder der Aufklärung

„Katheder der Aufklärung“
Klangcollage am Drehberg im Dessau- Wörlitzer Gartenreich 1999

Sichtachse vom Drehberg zum Kraftwerk Vockerode

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Coeler-Plan 1789/91: Drehberg im Dessau -Wörlitzer Gartenreich mit Darstellung der Sichtachsen

Zeichnung: “Rekonstruktion nach einer Beschreibung von A. Rode 1798“ G. Sprengel, Dessau

Drehberg 1997

Drehberg Fest

Gedichte der Aufklärung werden leise von Naturgeräuschen wie Regen, Wind, Geräusche aus Wald und Flur und Vogelgezwitscher unterlegt, ohne zu begleiten. Schlägt eine Vogelstimme zu laut an, fallen (bald) darauf ein oder mehrere Schüsse und die Vogelstimme bricht ab. Unbeirrt rezitiert der Sprecher weiterhin seine Weise.

Die Klangcollage greift die Tradition der Dichterlesungen aus dieser Zeit auf und steigert die Gewalt des Wortes, zum „ Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Kant), zu diesem Fest ins tragisch – komische. Der Geist der Aufklärung, die Gründungsepoche der Moderne, in der die europäische Weltanschauung, Wertvorstellungen und Denkweise von Grund auf neu bestimmt wurden, setzte sich in Europa nicht ohne Schattenseiten und Blutvergießen durch. Besonders die Spätaufklärung kritisierte die Idealvorstellungen der Aufklärung häufig in scharfer Satire.

Der Drehberg gehört zu den Orten im Dessau – Wörlitzer Gartenreich, die als Zentrum der Aufklärung in die Geschichte eingegangen sind. Vor gut 200 Jahren verwirklichte Fürst Leopold von Anhalt – Dessau seine Vision einer wirtschaftlich aufblühenden, vom Geist der Aufklärung inspirierten, auf soziale Sicherstellung, Humanismus und Frieden ausgerichteten Gesellschaft. Zwischen 1777 und 1799 trafen sich zur „Lust am Drehberge“ die Stände des Volkes zusammen: der Fürst mit seinen befreundeten Dichtern und Künstlern, Philosophen, Pädagogen, Ökonomen und die Bauern der Dörfer der Wörlitzer Winkels.

Seit 1989 wird durch das Bauhaus Dessau, das Dessauer Philanthropium und einem wachsenden Kreis von Partnern aus der Region das Drehbergfest alljährlich in aktueller Interpretation des historischen Vorbildes wiederbelebt. (Brückner, Heike: „Der Drehberg im Dessau-Wörlitzer Gartenreich“, Dessau, 1997)

Rezitiert werden: B. H. Brockes: “Die uns / im Frühlinge / zur Andacht reizende Vergnügung des Gehöres, in einem Singgedichte“, A. v. Haller: „Unvollkommene Ode über die Ewigkeit“, F. v. Hagedorn: “Tag der Freude“, J. P. Uz: „Der Schäfer“, CH. F. Gellert: „Das Pferd und die Bremse“, F. G. Kloppstock: „Nicht in den Ocean der Welten alle“, C. Ch. H. Hölty: „Frühlingslied“, M. Claudius: „Abendlied“, G. A. Bürger: „Leonore“, J. W. Goethe: „Prometheus“.

Ausschnitt:  Johann Peter Uz: „Der Schäfer“

 

 

 

Bildnachweis:

Bild 1  Foto: Niels Bolbrinker

Die Abbildungen 2 bis 5 wurden entnommen aus: „Der Drehberg im Dessau-Wörlitzer Gartenreich“; Hrsg.: Stiftung Bauhaus Dessau, 1997 (Heike Brückner, Dr. Harald Kegler, Torsten Blume)

Bild 2  Coeler Plan; Karte Griesen. „Sectio VII. Zum Amte Wörlitz.“ 1789/91, Maßstab 1:4000; Landesarchiv Oranienbaum, S. 12

Bild 3  Zeichnung: “Rekonstruktion nach einer Beschreibung von A. Rode 1798“ G. Sprengel, Dessau, o.J, S. 6

Bild 4  Foto: Heike Brückner, S. 15

Bild 5  Foto: Heike Brückner, S. 22